Fasten

Fasten bei Chemotherapie

In den Medien wird derzeit gehäuft von Untersuchungen mit Krebspatientinnen und Krebspatienten berichtet, dass fasten kurz vor und nach einer Chemotherapie deren Verträglichkeit und Wirksamkeit steigern kann. Der Hypothese zufolge sollen Krebszellen durch fasten in einen so genannten „Hungerstoffwechsel“ übergehen. Dies soll zur Sensibilisierung von Krebszellen gegenüber der verabreichten Chemotherapie führen und deren Zelltod fördern, während gesunde Körperzellen vor den Effekten geschützt bleiben. Grundlage für diese Hypothese sind experimentelle Daten (in vitro-/Reagenzglas-Untersuchungen und Tierversuche), kontrollierte klinische Studien zum Wirksamkeits- und Unbedenklichkeitsnachweis fehlen allerdings.

Bewertung 

Da experimentelle Daten nicht unmittelbar auf den Menschen übertragbar sind und klinische Daten zum Wirksamkeits- und Unbedenklichkeitsnachweis fehlen (1), kann „Fasten während einer Chemotherapie“ keinesfalls empfohlen werden.

Scheinfasten

Äußerst medienwirksam wird derzeit begleitend zu Chemotherapien das so genannte „Scheinfasten“ (fasting mimicking diet) als wirksamkeitssteigernde und nebenwirkungsmindernde Maßnahme beworben (2). Im Rahmen dieser Fastenart soll nicht komplett auf Nahrung verzichtet werden sondern nur so viel aufgenommen werden, dass der Körper den Fettstoffwechsel aktiviert. Dies soll die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Chemotherapien bei Krebspatientinnen und Krebspatienten verbessern.

Bewertung 

Da bislang keine fundierten Daten bezüglich Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Scheinfasten unter Chemotherapien verfügbar sind (diverse Untersuchungen sind seit längerem ohne Ergebnis oder „in progress“), kann diese Maßnahme keinesfalls empfohlen werden.

Heilfasten

Der Begriff „Heilfasten“ umfasst verschiedene Diätformen bzw. Kuren, u. a. Buchinger Heilfasten, F. X. Mayr Kur, Schroth Kur, Breuß Kur/Diät sowie Saft-, Früchte-, Molke- oder Tee-Fasten. Ziele des Heilfastens sind insbesondere, den Körper durch Entschlackung zu regenerieren und „seelisch zu reinigen“. Heilfastenkuren können zu einer bewussteren Lebensführung und einer Änderung der Ernährungsgewohnheiten beitragen.

Bewertung 

Eine Heilfastenkur kann eine medizinisch notwendige Krebs-Therapie nicht ersetzen! Nahezu alle behaupteten Wirkungen des Heilfastens sind nicht belegt. Insbesondere die durch Heilfasten betonte „Entschlackung des Körpers“ ist wissenschaftlich nicht begründbar. Ansammlungen von Schlacken und Ablagerung von Stoffwechselprodukten kommen in Menschen üblicherweise nicht vor, da sie bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr über den Darm und die Nieren ausgeschieden werden. Grundsätzlich sollten Heilfastenkuren nur nach vorheriger Gesundheitsuntersuchung durchgeführt werden. Zu beachten ist unbedingt, dass durch das Heilfasten die Wirkung von Medikamenten beeinflusst werden kann.

Achtung

In den Leitlinien der Ärztegesellschaft für Heilfasten & Ernährung e. V. (3) sind Krebserkrankungen als „Risikoindikation“ aufgeführt. Nicht wirksamkeits- und unbedenklichkeitsgeprüftes Heilfasten kann Krebspatientinnen und Krebspatienten folglich nicht empfohlen werden.

Quellen:
(1) Caccialanza R, Aprile G, Cereda E, Pedrazzoli P. Fasting in oncology: a word of caution. Nat Rev Cancer. 2019;19(3):177. doi:10.1038/s41568-018-0098-0
(2) Brandhorst S, Harputlugil E, Mitchell JR, Longo VD. Protective effects of short-term dietary restriction in surgical stress and chemotherapy. Ageing Res Rev. 2017;3968–77. doi:10.1016/j.arr.2017.02.001
(3) Wilhelmi de Toledo F, Buchinger A, Burggrabe H, Hölz G, Kuhn C, Lischka E, Lischka N, Lützner H, May W, Ritzmann-Widderich M, Stange R, Wessel A, Boschmann M, Peper E, Michalsen A. Fasting therapy – an expert panel update of the 2002 consensus guidelines. Forsch Komplementmed. 2013;20(6):434–43. doi:10.1159/000357602

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