8. Dezember 2023

Folgen der Pandemie und stark steigender Beratungsbedarf bei Krebs

Qualitätsverbund Krebsberatung NRW legt Jahresbericht vor
Folgen der Pandemie und stark steigender Beratungsbedarf bei Krebs 

In den Pandemiejahren mussten Krebspatientinnen und-patienten mit großen Einschränkungen und Belastungen zurechtkommen: Das zeigt der jährliche Bericht des „Qualitätsverbunds Krebsberatung NRW“. 18 Krebsberatungsstellen aus ganz NRW dokumentieren hier ihre Beratungsleistungen aus dem Jahr 2022. Vor allem die Themen Isolation, fehlende soziale Kontakte sowie ein stark belastetes Gesundheitssystem erschwerten den Alltag der Krebsbetroffenen und führten verstärkt zu Ängsten.

Mit zunehmender Normalisierung der Pandemielage im Jahresverlauf 2022 verzeichneten die 18 Beratungsstellen eine starke Nachfrage nach Gesprächen. Die Anzahl der Beratungskontakte stieg von 13.603 im Vorjahr auf 22.320 Beratungskontakte* in 2022 sprunghaft an. Auch unter Berücksichtigung der Lockdown-Phasen im Vorjahr, die den Beratungsbetrieb erschwert haben, ist dies eine aussagekräftige Zahl. Denn trotz vieler Einschränkungen, haben die Beratungsstellen ihre Arbeit fortgeführt und am Telefon oder per Video beraten. Überwiegend Frauen (67 Prozent) nutzen bisher das Angebot der Krebsberatungsstellen. Das zeigte sich auch in 2022 jedoch mit einem leichten Anstieg der Männerquote. Die meisten Ratsuchenden waren zwischen 50 und 70 Jahre alt. Mit Blick auf die Art der Krebserkrankung wurde Brustkrebs am häufigsten genannt, gefolgt von Krebserkrankungen der Atmungsorgane.

„Die steigende Zahl der Ratsuchenden zeigt uns, wie wichtig verlässliche Beratungsangebote für Menschen mit Krebs sind“, berichtet Kathrin Schwickerath, Sprecherin des Qualitätsverbundes Krebsberatung und Leiterin des Bereichs Psychoonkologie und Selbsthilfe bei der Krebsgesellschaft NRW e.V.: „Die Beratungsstellen bieten nicht nur Information und Orientierung, sondern auch emotionale Unterstützung und helfen bei der Krankheitsbewältigung. Angehörige und Vertraute sind dabei ausdrücklich mit einbezogen.“ Die Beratungsgespräche sind vertraulich und für alle Ratsuchenden kostenfrei.

Der große Beratungsbedarf der NRW-Bevölkerung zeigt sich auch darin, dass viele Ratsuchende mehrmals Gespräche suchen. Diese können telefonisch, per Video oder persönlich in den Beratungsstellen geführt werden. Favorit unter den drei Möglichkeiten war in 2022 das persönliche Gespräch. „Trotz der anderen Möglichkeiten, ist die persönliche Begegnung für viele Menschen sehr wichtig“, so Schwickerath: „Das heißt für uns als Krebsgesellschaft NRW e.V., dass wir den Ausbau wohnortnaher Angebote in ganz NRW weiter nach Kräften forcieren und unterstützen, um möglichst vielen Menschen den Zugang zu ermöglichen.“ Basis dafür ist eine gesicherte Finanzierung. Seit 2020 stellen die gesetzlichen und die privaten Krankenversicherungen eine anteilige Finanzierung in Höhe von 80% der Bruttopersonalkosten inklusive einer 20% Sachkostenpauschale. Das Land NRW gewährt zusätzlich finanzielle Unterstützung im Rahmen einer Pauschalförderung. Für das Jahr 2024 ist über die Höhe der Pauschalförderung bis zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht entschieden worden.

Die Fördermaßnahmen bieten den Beratungsstellen eine gewisse Sicherheit und Finanzierungsstabilität. Da die Finanzierung aber trotz der Förderungen nicht vollumfänglich ist, müssen die restlichen Kosten durch die verschiedenen Träger der Krebsberatungsstellen aufgebracht werden. Viele, wie auch die Krebsgesellschaft NRW e.V., sind hier auf Spenden und zusätzliche finanzielle Unterstützung von Förderpartnern und -partnerinnen angewiesen.

Die Krebsgesellschaft NRW e.V. koordiniert seit 2015 den „Qualitätsverbund Krebsberatung NRW“ und veröffentlicht einmal im Jahr einen einrichtungsübergreifenden Bericht, dem kumulierte Daten der Leistungsdokumentation aller beteiligten Krebsberatungsstellen zugrunde liegen.

Der Jahresbericht 2022 ist als Download verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaftnrw.de/netzwerk-onkologie/qualitaetsverbund-krebsberatung/

In Ergänzung zum Bericht des „Qualitätsverbunds Krebsberatung NRW“ veröffentlicht die Krebsgesellschaft NRW e.V. jährlich einen Bericht zu den von ihr geführten Krebsberatungsstellen. Dieser ist ebenfalls als Download unter verfügbar: https://www.krebsgesellschaftnrw.de/wp-content/uploads/2022/12/JB22_KBS-KG-NRW.pdf

*Es handelt sich um kumulative Werte, die keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Personen zulassen.

Bildquelle: A photographyy/shutterstock